Chaotische Zeiten in Hornopirén und Chaitén

Nach fast einem Monat in Chile kam ich am Beginn der legendären Carretera Austral an. Die Carretera Austral (Ruta 7) führt von Puerto Montt nach Villa O’Higgins und ist die einzige Landverbindung in den Süden Chiles. Sehr lange kam man dort überhaupt nur mit Flugzeug oder Schiff hin, erst 1976 wurde mit dem Bau der Straße begonnen. Entlang der Strecke liegt ein Nationalpark nach dem anderen, weshalb sie auch bei Touristen sehr beliebt ist. Einen negativen Beigeschmack hat die so wichtige Verkehrsverbindung aber immer noch; sie gilt nämlich auch als DAS Prestigeprojekt des Diktators Pinochet. Außerdem führt auch die Carretera Austral nicht ganz in den Süden des Landes. Will man in den äußersten Süden (und zum Torres del Paine, dem wohl berühmtesten Nationalpark Chiles), ohne in ein Flugzeug oder auf eine mehrtägige Fähre zu steigen, bleibt nur der Landweg über Argentinien.

Dass das Vorhaben, die Carretera Austral ohne Mietauto, nur mit Bussen zurückzulegen, nicht ganz einfach sein wird, war mir schon klar, nachdem ich mich nach den häufigsten Tipps für die Reise Richtung Süden erkundigt habe:

1. Buche die Unterkünfte weit im Voraus, sie sind in der Hauptsaison (Jänner/Februar, also jetzt gerade) sehr schnell ausgebucht.

2. Die Busse sind nicht wirklich zuverlässig und fahren nicht jeden Tag, es ist also wichtig, möglichst flexibel zu bleiben.

Die perfekte Kombination also 😁

Ich habe dann relativ bald festgestellt, dass es wirklich nicht mehr leicht ist, eine Unterkunft einen Monat im Voraus zu buchen (nicht einmal heuer, wo wegen der strengen Einreisebestimmungen viele internationale Touristen ausbleiben). Gott sei Dank habe ich es aber doch noch geschafft, in allen Orten ein Zimmer zu finden 😊.

Mein erster Stopp entlang der Carretera Austral war das idyllische Dorf Hornopirén, das ganz nahe am gleichnamigen Nationalpark liegt. So nahe, dass ich beschloss, zu Fuß hinzugehen (ca. 8 km), um dann dort eine kleinere Wanderung zu einem Wasserfall zu machen. Der Weg dorthin führte ebenfalls entlang der Carretera Austral (wie sollte es anders sein, sie ist ja außerhalb der Dörfer die einzige Straße dort 😅). Obwohl die Aussicht sehr schön war, war der Weg zum Eingang des Nationalparks doch ziemlich zäh, weil die Straße ausgerechnet hier kaum Kurven macht und ich somit immer nur auf ewig langen Geraden dahinspaziert bin. Zurück habe ich mir das dann nicht mehr angetan und bin mit dem Taxi gefahren 😄.

Hornopirén
Hornopirén

Ein bisschen Unterhaltung gab es dann aber doch: Nach ca. der Hälfte des Weges gesellten sich nämlich zwei Hunde zu mir 😄. Anfangs dachte ich mir noch, dass sie nach ein paar Minuten sicher umkehren würden, als sie mir immer weiter folgten, begann ich aber langsam zu überlegen, was ich beim Eingang des Nationalparks mit den beiden mache. In chilenischen Nationalparks sind Hunde nämlich verboten. Nachdem sie mir eine Stunde lang nachgelaufen waren (und immer brav auf mich warteten, wenn ich kurz stehenblieb), kamen wir dann beim Nationalpark an. Wie erwartet wurde ich dort auch gleich darauf hingewiesen, dass die Hunde nicht reindürfen. Ich habe dem Mitarbeiter beim Eingang dann erklärt, dass mir die Hunde nicht gehören, sie mir aber schon eine ganze Weile nachlaufen. Gemeinsam haben wir dann versucht, sie beim Eingangstor auszusperren – was auch funktioniert hat, nur schlüpften sie halt immer wieder neben dem Tor unter dem Zaun durch 😅🙈. So hat dann auch der Nationalpark-Mitarbeiter festgestellt, dass uns keine Möglichkeit mehr bleibt, die beiden auszusperren. Er meinte dann einfach nur, ich solle weitergehen und wenn sie mir nachlaufen, laufen sie mir eben nach 😅.

Das taten sie dann auch wirklich noch weitere 1,5 Stunden bis wir beim Abstieg zum Wasserfall waren. Dort wurden sie dann aber fast zum Problem. Der Mitarbeiter dort verstand zwar, dass ich nichts dafür konnte, dass sie mir nachliefen, ließ mich aber trotzdem nicht zum Wasserfall hinunter, weil mir die Hunde wieder folgen würden und sie dort wirklich verboten waren.  Gott sei Dank bot mir dann eine andere Mitarbeiterin an, die Hunde wegzulocken und sie zurück zum Eingang zu bringen, sodass ich zum Wasserfall gehen konnte 😊. Nachdem ich dann ein paar hundert Meter mit ihnen mitgegangen war (und sie mir nebenbei noch Tipps für den Nationalpark gab, der als Nächstes bei mir am Programm stand 😊), ließen sich die Hunde dann auch davon überzeugen, bei ihr zu bleiben und ich konnte zurück zum Eingang des Wasserfalles gehen 😊. Ich habe die beiden Lauser später beim Rückweg aber trotzdem noch einmal gesehen, als sie anderen Wanderern nachgelaufen sind (natürlich wieder in den Nationalpark hinein 😂).

Mein persönliches Security-Team am Weg zum Nationalpark – So haben sie auf mich gewartet, wenn ich kurz stehengeblieben bin 😁

Der Abstieg zu dem Wasserfall war gar nicht so einfach. Der Boden war nass und rutschig und es ging richtig steil nach unten, sodass sogar Seile gespannt waren, an denen man sich festhalten bzw. beim Rückweg hochziehen konnte. Es waren aber ziemlich viele Leute am Weg, die sich alle gegenseitig geholfen haben 😊.

Nationalpark Hornopirén
Cascada Río Blanco

Am nächsten Tag wollte ich dann eigentlich eine Bootsfahrt durch die Fjorde machen, es war aber zu windig, sodass die Boote nicht fahren konnten 😢.

Das noch größere Problem waren aber die Busse zu meinem nächsten Aufenthaltsort Chaitén. Die Busse fahren drei Mal in der Woche von Puerto Montt weg über Hornopirén, wo ich zugestiegen wäre, nach Chaitén. Mir wurde schon zuvor von meinen Gastgebern in der Unterkunft gesagt, dass man die Sitzplätze im Bus nicht vorreservieren kann und es immer wieder vorkommt, dass der Bus voll nach Hornopirén kommt und man nicht mehr mitfahren kann. Genau das ist dann auch passiert und so konnten weder ich noch die ca. 20 anderen Personen, die mit mir bei der Haltestelle gewartet hatten, einsteigen. Der nächste Bus ging erst 3 Tage später. Auch die Fähre, die in dieselbe Richtung fährt (und auf die dann auch der Bus gefahren wäre), war mehrere Tage im Voraus ausgebucht (auch für einzelne „Fußgänger“) 😩. Da ich mir nicht vorstellen konnte, dass die Situation in ein paar Tagen anders sein würde, habe ich mich dazu entschlossen, zurück nach Puerto Montt zu fahren, um bei der ersten Station einzusteigen und dann dasselbe Problem hoffentlich nicht noch einmal zu haben. Ich bin dann noch am selben Tag zurückgefahren und habe erst einmal ewig nach einer Unterkunft gesucht, schließlich aber doch noch ein Zimmer für die nächsten Tage gefunden 😊. Drei Tage später konnte ich dann Gott sei Dank auch in den Bus einsteigen, es war aber auch dort schon so, dass einige Leute nicht in den Bus reingekommen sind, weil er (ganz am Beginn der Strecke!) schon voll war. Ich will mir wirklich nicht vorstellen wie das Ganze vor Corona ausgesehen hat 🙈.

Auf der Fähre Richtung Chaitén
Auf der Fähre Richtung Chaitén

Da ich ja schon alle Unterkünfte im Voraus buchen musste, verlor ich praktisch zwei Tage in Chaitén und hatte nur einen Tag Zeit, mir die Umgebung und den riesigen Pumalín-Nationalpark anzusehen.

Gleich nach meiner Ankunft wollte ich versuchen, mein Busticket für die nächste Fahrt zu besorgen. Also ging ich zur Touristeninfo und wartete dort einmal in der Schlange. Nach ca. einer halben Stunde bestätigte mir der ältere Herr, der dort arbeitete, dass ich das Ticket hier kaufen könnte 😊. Als er herausfand, dass ich aus Österreich war, begann er auch gleich, mir mit den Sätzen „Ich bin der Sonnenschein von Chaitén“ und „Ich bin ein Scherzkeks“ seine Deutschkenntnisse zu präsentieren. Mit beidem hatte er nicht ganz Unrecht. Nachdem er mich ins Büro gebeten hatte, wo auch noch ein chilenisches Pärchen wartete, musste er nämlich ganz dringend was aus seinem Auto holen. Zurück kam er mit so etwas Ähnlichem wie einer Ukulele. Während er sich noch darüber beschwerte, dass seine Mitarbeiterin nicht arbeiten möchte und er deshalb alles allein machen muss,  begann er auch gleich mit einem kleinen Konzert 😅. Nach zwei Stücken versuchten die beiden Chilenen dann, ihn vielleicht doch dazu zu bewegen, ihnen jetzt ihr Ticket zu verkaufen 😄. Nachdem er noch ein bisschen weiter herumgezupft hatte, tat er das dann auch endlich. Dann fiel ihm aber ein, dass er mit dem jungen Mann zuvor schon darüber gesprochen hatte, dass er ihm vielleicht ein Video zu seiner Musik drehen würde und so holte er auch noch seinen Lautsprecher aus dem Auto und spielte einen selbstgeschriebenen Song auf seinem Handy ab – und auch gleich noch einen zweiten 😅. Während mir die beiden jungen Chilenen schon entschuldigende Blicke zuwarfen, war dem Musiker offenbar überhaupt nicht bewusst, dass ich mittlerweile seit fast einer Stunde darauf wartete, von ihm ein Busticket zu bekommen 🙈. Auch nach mir waren noch Leute gekommen, die er ebenfalls in den kleinen Raum bat, sodass sie zuhören konnten. Stress hatte er aber trotzdem keinen 😅. Schlussendlich habe ich es dann aber doch geschafft, mein Ticket zu kaufen 😊.

In Chaitén wollte ich eine Wanderung zu einem Aussichtspunkt machen, von dem aus man schön auf einen Gletscher sieht. Laut Homepage der Parkverwaltung ging der Wanderweg direkt vom Eingang an der Carretera Austral 2,5 km hin und dann wieder dieselben 2,5 km zurück. Beim Eingang angekommen stellte ich dann aber fest, dass man erst einmal 6-7 km gehen musste, um zum Anfangspunkt des Wanderweges zu gelangen. Somit wurde meine Wanderung um Einiges länger als geplant. Nach der Wanderung sollte ich den Taxifahrer, der mich zum Eingang gebracht hatte, anrufen, damit er mich wieder abholte. Sollte ich beim Eingang keinen Empfang haben, müsse ich einfach ein paar Meter zurückgehen, dort gäbe es wieder Empfang (er zeigte mir ein bestimmtes Haus). Natürlich hatte ich dann auch dort keinen. Ich konnte mich dann aber mit zwei Chilenen zusammentun, die ebenfalls nach Chaitén wollten und Empfang hatten, um ein Taxi zu rufen 😊.

Chaitén bei Sonnenuntergang
Nationalpark Pumalín
Nationalpark Pumalín
Nationalpark Pumalín

Am nächsten Tag fuhr ich dann auch schon wieder weiter nach Puyuhuapi, wo der nächste berühmte Nationalpark (Queulat) auf mich wartete 😊.

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